Kolumne PASTA! Das Stadtmagazin, November 2015
BAYERN UND ÖSTERREICHER gehören dem gleichen Sprachraum an. Das macht die Kommunikation untereinander – im Gegensatz zum benachbarten Tschechien – deutlich leichter. Doch verstehen wir uns wirklich? Mit Grausen erinnere ich mich heute daran, wie wir während meiner Passauer Schulzeit österreichische Klassenkameraden als Schurl regelrecht (und regelmäßig) diskriminiert haben.
Dabei haben die österreichischen Dialekte wahre Schätze zu bieten – hat sich in der Sprache unserer Nachbarn doch ein ganz eigenes Vokabular erhalten, das von manchem Bayern bzw. Deutschen, welcher sich der Hochsprache mächtig glaubt, nicht selten belächelt wird. So heißt etwa in Österreich der Aufkleber Pickerl, der Abfalleimer Mistkübel, die Beileidskarte Parte, die Tüte Sackerl, die Arbeit Hackn, die Zigarette Tschick… man könnte die Liste noch lange fortführen, es gibt eigene Lexika dafür. Noch viel interessanter ist jedoch die Tatsache, dass – wie ich in Österreich und speziell in Linz erfahren durfte – der bairische Dialekt und die bairische Sprachtönung geradezu Musik in den Ohren der Oberösterreicher sind. Wer bairisch spricht, gilt von Haus aus als besonders sympathisch. Mit dem Hochdeutschen oder Preußischen verhält es sich hingegen etwas anders. Hier existieren hüben wie drüben vergleichbare Wahrnehmungen, die – vorsichtig ausgedrückt – nicht ganz so viel mit Sympathie zu tun haben.
Wenn Sie also das nächste Mal nach Oberösterreich und speziell nach Linz fahren, sprechen Sie ruhig hemmungslos bairisch. Strahlende Gesichter sind Ihnen gewiss – schließlich liebt man die Bayern dort nicht zuletzt wegen ihres Dialektes. Ein Grund mehr, in Zeiten wie diesen die Grenzen nicht weiter aufzubauen, sondern mit einem kleinen Ausflug zur Völkerverständigung beizutragen und sich sympathisch finden zu lassen. Ob zum Kulturgenuss, zum Einkaufen, zum Essen oder einfach nur so – herzlich willkommen in Linz!
Georg Steiner
Tourismusdirektor