Adalbert Stifter

Kolumne PASTA! Das Passauer Stadtmagazin, Februar 2015

stifterhaus-linztourismus-leckerstorferDas Adalbert Stifter Gymnasium, die Adalbert-Stifter-Strasse kennt man in Passau. Wie gut kennt man den Namensgeber, der 1805 im Böhmerwald geboren und 1868 in Linz gestorben ist? Sein großes Geschichtswerk „Witiko“ beginnt mit einer Betrachtung der Stadt Passau und Witiko sollte jeder gelesen haben, der sich mit der Europaregion Donau-Moldau beschäftigt. Hier beschreibt er die Entwicklungen im 12. Jahrhundert aus der Sicht des Ritters Witiko die schließlich zur Errichtung des Königreichs Böhmen führten. Passau, Landshut, Krumau, Linz, Wien, Prag: Dort ist er ohne Grenzen unterwegs, führt Menschen und Adelsgeschlechter zusammen und versucht humanitär zu wirken.

Stifters Literatur ist von umfassender Allgemeinbildung geprägt. Ein Gestalter unserer Region, der in Linz u.a. als Landeskonservator und als Schulinspektor gewirkt hat. Grenzüberschreitend, versöhnend, menschlich – Prof. Laufhütte von der Uni Passau ist es zu verdanken, Stifter ins richtige Licht gerückt zu haben. Ein literarische „Ruhestifter“, einer, der Lesen zu einem „Wellness-Ereignis“ gemacht hat. Lassen wir uns öfter von Stifter inspirieren – in seinem Wohnhaus in Linz ist heute das OÖ Literaturhaus untergebracht. Am Steinweg 5 in Passau findet man die Hinweise auf seine Aufenthalte in Passau. Das von Stifter propagierte sog. „sanfte Gesetz“ eignet sich zur Reflexion in allen Lebensbereichen. Nicht die Vulkanausbrüche und Erdbeben sind das Spannende und Spektakuläre in der Natur, so Stifter,  sondern die schleichendem Prozesse – wenn das Gras wächst und eine Wiese entsteht oder wenn ein Baum wächst und ein Wald entsteht. Bleiben wir sensibel für die schleichenden Prozesse – die Tageshektik und der tägliche Aktionismus lassen oft vergessen und übersehen, was sich an langfristigen Entwicklungen anbahnt, was wir übersehen oder was in die falsche Richtung läuft. Obwohl Stifters Literatur in sich ruht, war der Dichter selbst von unruhigem Geist geprägt, von Zuständen im privaten wie im gesellschaftlichen Umfeld, mit denen er sich nicht abfinden wollte – er war ein Getriebener, auf dessen literarische Werke wir stolz sein können.

Georg Steiner
Tourismusdirektor

 

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